Was ist anagenes Effluvium?
Anagenes Effluvium ist eine spezielle Form des plötzlichen, massiven Haarausfalls während der aktiven Haarwachstumsphase (Anagenphase). Im Gegensatz zum telogenen Effluvium, bei dem Haare verzögert ausfallen, fallen beim anagenen Effluvium die Haare sofort aus, da die Zellteilung in der Haarwurzel abrupt gestoppt wird.
Am häufigsten tritt diese Art des Haarausfalls nach:
- Chemotherapie
- Strahlenbehandlungen
- Vergiftungen (z. B. Schwermetalle)
- Medikamenteneinnahme
auf.
Ursachen von anagenem Effluvium
Da sich rund 90 % unserer Haare in der Anagenphase befinden, ist der Haarverlust entsprechend drastisch. Meist beginnt er innerhalb weniger Tage nach der Schädigung.
Typische Auslöser:
Auslöser | Beispiele |
---|---|
Zytostatika (Chemotherapie) | Doxorubicin, Cyclophosphamid |
Strahlentherapie | Bei Tumoren im Kopfbereich |
Schwermetallvergiftungen | Thallium, Arsen |
Medikamente | Methotrexat, Colchicin, Allopurinol |
Strenge Mangelernährung | z. B. Magersucht, extreme Diäten |
Symptome: So äußert sich anagenes Effluvium
- Plötzlicher, massiver Haarausfall innerhalb von Tagen
- Betroffene Haare haben oft keinen sichtbaren Haaransatz
- Nicht nur Kopfhaut betroffen, auch Wimpern, Augenbrauen, Körperhaare
- Keine vernarbende Alopezie, Haarfollikel bleiben grundsätzlich intakt
Was hilft bei anagenem Effluvium?
Die wichtigste Maßnahme: Ursache identifizieren und eliminieren (sofern möglich).
Danach gilt: Regeneration und Schutz der Haarwurzeln unterstützen.
🔹 1. Nährstoffe gezielt auffüllen
Die Haarwurzeln benötigen nach einem Zellschock besonders viele Bausteine für Zellregeneration und Keratinproduktion:
- Biotin
- Zink & Eisen
- Vitamin D3 + K2
- Vitamin B-Komplex (B5, B6, B12)
- Selen & Silizium
- Aminosäuren (L-Cystein, L-Methionin)
💡 Blutbild & ggf. Haarmineralanalyse geben Aufschluss über Mängel.
2. Kopfhautpflege & Stimulation
- Milde Pflegeprodukte ohne Silikone, Parabene oder aggressive Tenside
- Kopfhautmassagen zur Durchblutungsförderung
- Koffein- oder Rosmarin-Tonics als tägliche Pflege
- Microneedling (sanft!) zur Stimulierung der Follikel (nach Rücksprache mit Arzt)
3. Regenerierende Therapien
- PRP (Eigenbluttherapie): Stimuliert Wachstumsfaktoren
- Mesotherapie: Vitamine & Wirkstoffe direkt in die Kopfhaut
- Low-Level-Lasertherapie (LLLT): Lichtwellen zur Zellaktivierung
Wie lange dauert die Regeneration?
Nach Entfernung des Auslösers beginnen die Haarfollikel in der Regel nach 1–3 Monaten mit der Regeneration. Das Haarwachstum erfolgt:
- Zunächst sehr fein & flaumartig („Vellushaare“)
- Nach 6–12 Monaten sichtbar dichter
- Nach 12–18 Monaten oft nahezu vollständige Erholung
Wichtig: Geduld und konsequente Pflege sind entscheidend.
Emotionaler Umgang mit anagenem Effluvium
Plötzlicher Haarverlust ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Es kann helfen:
- Psychologische Begleitung (z. B. Psychoonkologie)
- Austausch mit Betroffenen (z. B. Selbsthilfegruppen)
- Perückenberatung oder Tücher als Übergangslösung
Fazit: Anagenes Effluvium ist dramatisch – aber meist reversibel
Der Haarverlust beim anagenen Effluvium kann emotional herausfordernd sein – doch mit Geduld, gezielter Unterstützung und guter Pflege ist eine vollständige Regeneration häufig möglich.
Frühe Unterstützung, Nährstoffzufuhr und moderne Therapien wie PRP oder Laserbehandlung können helfen, den Haarzyklus wieder anzukurbeln.
Häufige Fragen (FAQ)
Ist anagenes Effluvium dauerhaft?
In der Regel nicht – solange die Haarfollikel nicht zerstört wurden, ist die Erkrankung reversibel.
Kann man dem Haarausfall vorbeugen?
Bei Chemotherapie nur bedingt – z. B. durch Kühlkappen (Scalp Cooling), die die Durchblutung der Kopfhaut während der Therapie reduzieren.
Wann wachsen die Haare wieder nach?
Je nach Auslöser meist nach 1–3 Monaten – sichtbare Resultate brauchen bis zu 12 Monate.
Welche Mittel fördern das Nachwachsen?
Biotin, Zink, Aminosäuren, Kopfhautmassagen, PRP, Laserbehandlungen, eine entzündungsarme Ernährung oder effektive Haarwuchsmittel.