Was ist Lichen planopilaris?
Lichen planopilaris (LPP) ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung der Kopfhaut, die zu vernarbendem Haarausfall führt. Sie zählt zur Gruppe der lichen ruber-Erkrankungen und tritt überwiegend bei Frauen zwischen 30 und 60 Jahren auf – kann aber auch Männer betreffen. Wird Lichen planopilaris nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können die betroffenen Haarfollikel dauerhaft zerstört werden.
Symptome: So erkennst du Lichen planopilaris
- Rötung und Entzündung der Kopfhaut
- Juckreiz, Brennen oder Spannungsgefühl
- Schuppige oder glänzende, kahle Areale
- Blaue, violette oder rötliche Punkte um die Haarwurzeln (sog. „Keratinpfropfen“)
- Fortschreitender Haarausfall mit Narbenbildung
Häufig beginnt die Erkrankung schleichend – viele Betroffene bemerken zunächst nur vermehrten Haarausfall, bevor sichtbare Veränderungen auftreten.
Ursachen: Warum entsteht Lichen planopilaris?
Die genauen Ursachen sind bislang nicht vollständig geklärt, jedoch ist bekannt, dass es sich um eine Autoimmunreaktion handelt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Haarfollikel angreift. Mögliche Einflussfaktoren sind:
- Genetische Veranlagung
- Hormonelle Schwankungen (z. B. Wechseljahre)
- Chronischer Stress
- Begleiterkrankungen wie Schilddrüsenstörungen oder andere Autoimmunerkrankungen
- Hautreizungen durch aggressive Haarprodukte
Diagnose: Wie wird Lichen planopilaris festgestellt?
Ein erfahrener Dermatologe stellt die Diagnose mithilfe folgender Maßnahmen:
- Klinische Untersuchung der Kopfhaut
- Trichoskopie (Haarwurzelanalyse unter dem Dermatoskop)
- Hautbiopsie zur feingeweblichen Untersuchung
- Blutuntersuchung, um andere Autoimmunprozesse auszuschließen
Früh erkannt, kann die Erkrankung verlangsamt oder gestoppt werden – deshalb ist eine zeitnahe Diagnose entscheidend.
Behandlung: Was hilft bei Lichen planopilaris?
Da LPP zu dauerhaftem Haarverlust führen kann, ist eine schnelle entzündungshemmende Therapie essenziell.
🔹 Topische Kortikosteroide
Cremes oder Lösungen mit Kortison lindern die Entzündung und Juckreiz.
🔹 Kortison-Injektionen
Bei lokal begrenzten Entzündungsherden kann Kortison direkt in die Kopfhaut injiziert werden.
🔹 Antimalariamittel (Hydroxychloroquin)
Wirkt immunmodulierend – vor allem bei chronischen oder ausgedehnten Verläufen.
🔹 Systemische Retinoide
(z. B. Acitretin) – bei schwer behandelbaren Fällen, jedoch mit Nebenwirkungen verbunden.
🔹 JAK-Inhibitoren
Neue, vielversprechende Therapieform, die gezielt entzündliche Signalwege blockiert.
Ergänzende Maßnahmen
- Sanfte Kopfhautpflege: pH-neutrale, reizfreie Produkte
- Vermeidung mechanischer Reize (z. B. enge Frisuren, Hitze)
- Stressabbau: z. B. durch Yoga, Meditation oder Spaziergänge
- Entzündungshemmende Ernährung: Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, wenig Zucker
Prognose
Lichen planopilaris kann chronisch verlaufen, jedoch durch frühzeitige und konsequente Behandlung stabilisiert werden. Die betroffenen Haarfollikel können nicht reaktiviert werden – Ziel ist es daher, den Prozess zu stoppen und den noch intakten Haarwurzeln Schutz zu bieten.
Fazit: Lichen planopilaris erfordert Aufmerksamkeit und frühes Handeln
Lichen planopilaris ist selten, aber ernst. Wer die Symptome kennt und frühzeitig handelt, kann den Haarverlust aufhalten und Lebensqualität zurückgewinnen. Dank neuer medikamentöser Ansätze – etwa durch Immunmodulatoren oder JAK-Inhibitoren – bestehen heute gute Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf zu bremsen. Wichtig ist eine enge Begleitung durch Hautärzte und ggf. autoimmunologisch geschulte Fachärzte.