Wenn plötzlich runde kahle Stellen entstehen
Plötzlich ist sie da: eine kreisrunde kahle Stelle am Hinterkopf oder im Bart. Ohne Schmerzen, aber mit großer Verunsicherung. Der medizinische Fachbegriff lautet Alopecia areata, im Volksmund besser bekannt als kreisrunder Haarausfall. Doch was verursacht dieses Phänomen – und was kannst du dagegen tun?
Was ist kreisrunder Haarausfall?
Kreisrunder Haarausfall ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Haarwurzeln angreift. Die Folge: Die Haare fallen in klar abgegrenzten, runden Arealen aus. Der Verlauf ist unvorhersehbar – manchmal wächst das Haar spontan nach, manchmal breiten sich die Stellen aus.
Typische Symptome
- Plötzlicher Haarausfall in runden, klar begrenzten Flächen
- Häufig am Hinterkopf, Bartbereich oder an den Augenbrauen
- Glatte, nicht vernarbte, haarlose Haut
- Keine Schmerzen, aber psychische Belastung
- In schweren Fällen: Totalverlust aller Kopf- oder Körperhaare (Alopecia totalis/universalis)
Ursachen & Auslöser
Autoimmunreaktion
Die Hauptursache ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems, bei der körpereigene Immunzellen die Haarfollikel angreifen.
Genetische Veranlagung
In vielen Fällen liegt eine familiäre Häufung vor. Genetische Faktoren erhöhen das Risiko für Alopecia areata.
Psychischer Stress
Akute Belastungen, Traumata oder anhaltender Stress können die Erkrankung triggern oder verstärken.
Weitere Auslöser
- Schilddrüsenerkrankungen
- Allergien oder Neurodermitis
- Infektionen
- Hormonelle Schwankungen (z. B. nach der Geburt)
Diagnostik: Wann zum Arzt?
Ein Hautarzt (Dermatologe) kann meist durch Blickdiagnose und ggf. Trichoskopie (Lupenuntersuchung) die Diagnose stellen. Bei Unsicherheit können Blutuntersuchungen oder eine Kopfhautbiopsie sinnvoll sein, um andere Formen wie Pilzinfektionen oder diffusen Haarausfall auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten bei kreisrundem Haarausfall
Kortison (lokal oder systemisch)
Entzündungshemmend, immununterdrückend – kann in akuten Fällen helfen, die Immunreaktion zu stoppen.
Immunmodulatoren
Wirkstoffe wie Diphencypron oder Squarinsäure werden gezielt eingesetzt, um die Immunreaktion umzulenken.
Minoxidil
Fördert die Durchblutung der Kopfhaut und das Haarwachstum – wird häufig unterstützend eingesetzt.
JAK-Inhibitoren (neu & verschreibungspflichtig)
Moderne Therapie mit gezielter Wirkung auf Entzündungsbotenstoffe. Vielversprechend, aber mit Risiken.
Naturheilkundliche Ansätze
- Lavendel- und Rosmarinöl zur Kopfhautpflege
- Zink, Eisen und B-Vitamine
- Entspannungsverfahren gegen Stress
Was du selbst tun kannst
- Stress reduzieren (Meditation, Atemübungen, Natur)
- Kopfhaut sanft pflegen (keine reizenden Produkte)
- Auf entzündungshemmende Ernährung achten
- Austausch mit anderen Betroffenen (z. B. Foren oder Selbsthilfegruppen)
- Geduld und Selbstmitgefühl entwickeln – der Verlauf ist oft unvorhersehbar
Fazit: Kreisrunder Haarausfall ist behandelbar – aber individuell
Kreisrunder Haarausfall ist keine Seltenheit und oft ein Schock für Betroffene. Die gute Nachricht: In vielen Fällen wachsen die Haare wieder nach – manchmal sogar ohne Behandlung. Je nach Verlauf und persönlicher Situation stehen verschiedene Behandlungsoptionen von schulmedizinisch bis naturheilkundlich zur Verfügung. Wichtig ist, die Ursache zu verstehen, Stressoren zu erkennen und frühzeitig professionelle Hilfe einzuholen.