Kreisrunde, plötzlich kahle Stellen auf dem Kopf – oft wie aus dem Nichts. Was für viele ein kosmetisches Problem zu sein scheint, ist für Betroffene eine tiefgreifende Belastung: Alopecia Areata. Diese Form des Haarausfalls betrifft Millionen Menschen weltweit – Männer wie Frauen, Erwachsene wie Kinder.
In diesem Beitrag erfährst du, was Alopecia Areata genau ist, wie sie sich äußert, welche Ursachen dahinterstecken und welche Behandlungsmöglichkeiten wirklich helfen können.
Was ist Alopecia Areata?
Alopecia Areata ist eine entzündliche, nicht vernarbende Form des Haarausfalls, bei der es meist plötzlich zum Ausfall der Haare in kreisrunden, scharf begrenzten Arealen kommt. Besonders häufig betroffen ist die Kopfhaut, aber auch Augenbrauen, Bart, Wimpern oder Körperhaare können ausfallen.
Die Erkrankung verläuft in Schüben – oft unvorhersehbar. Manche Menschen verlieren nur kleine Haarbereiche, andere nahezu alle Haare (Alopecia Totalis oder Universalis).
Typische Symptome
- Plötzlicher, kreisrunder Haarausfall
- Glatte, haarlose Stellen ohne Entzündung oder Schuppen
- „Ausrufezeichenhaare“ an den Rändern der betroffenen Areale
- Kein Juckreiz oder Schmerz
- In schweren Fällen: Verlust von Wimpern, Bart, Augenbrauen
Wer ist betroffen?
Alopecia Areata kann in jedem Alter auftreten – häufig beginnt sie jedoch zwischen dem 10. und 40. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Auch Kinder können unter der Erkrankung leiden.
Etwa 1–2 % der Bevölkerung entwickeln im Laufe ihres Lebens Symptome von Alopecia Areata.
Ursachen: Was löst Alopecia Areata aus?
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Haarfollikel angreift – sie werden als „fremd“ erkannt.
Mögliche Einflussfaktoren:
- Genetische Veranlagung (familiäre Häufung)
- Stress (emotional oder körperlich)
- Infektionen oder Impfungen (als Auslöser diskutiert)
- Hormonelle Schwankungen
- Begleitende Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto, Vitiligo)
Diagnostik: So wird Alopecia Areata erkannt
Ein erfahrener Hautarzt kann Alopecia Areata meist klinisch anhand des Erscheinungsbilds diagnostizieren. Zusätzlich hilfreich:
- Trichoskopie (mikroskopische Untersuchung der Kopfhaut)
- Bluttests, um andere Ursachen (z. B. Eisenmangel, Schilddrüsenprobleme) auszuschließen
- Autoimmun-Check, falls weitere Symptome vorliegen
Behandlungsmöglichkeiten bei Alopecia Areata
Es gibt keine Standardtherapie, die bei jedem hilft – doch die gute Nachricht: In vielen Fällen wachsen die Haare spontan wieder nach. Unterstützende Maßnahmen können jedoch die Regeneration fördern oder Rückfälle vorbeugen.
1. Kortison (Glukokortikoide)
- Lokal als Creme, Lösung oder Injektion direkt in die betroffenen Areale
- Wirksam in frühen Stadien oder bei kleineren Herden
- Achtung: Bei längerer Anwendung Risiko für Hautverdünnung
2. Topische Immuntherapie
- Anwendung von Diphencypron (DPCP) oder Squarinsäure
- Reizt das Immunsystem gezielt, um die Fehlreaktion umzulenken
- Spezialbehandlung, meist in Hautkliniken angeboten
3. Minoxidil
- Fördert die Durchblutung und kann den Haarzyklus anregen
- Meist unterstützend eingesetzt
- Wirkt nicht bei allen Betroffenen
4. JAK-Inhibitoren (z. B. Baricitinib)
- Neue Wirkstoffgruppe mit vielversprechenden Ergebnissen
- Blockiert entzündungsfördernde Signalwege
- In Deutschland zugelassen für schwerere Formen (Alopecia Totalis/Universalis)
- Nebenwirkungsrisiken sollten ärztlich abgewogen werden
5. Natürliche Ansätze & Lebensstil
- Stressabbau: z. B. durch Achtsamkeit, Yoga, Atemtechniken
- Anti-entzündliche Ernährung (Omega-3, Antioxidantien)
- Nährstoffversorgung optimieren: Vitamin D, Zink, Eisen, B-Vitamine
- Kopfhautpflege mit beruhigenden Inhaltsstoffen (z. B. Aloe Vera, Rosmarinöl)
Prognose: Wie stehen die Chancen?
- Bei ca. 50–80 % der Betroffenen wachsen die Haare innerhalb eines Jahres wieder nach – oft auch ohne Behandlung.
- Es kann zu Rückfällen kommen, besonders bei starkem Stress oder Infekten.
- Schwere Verläufe (Alopecia Totalis/Universalis) sind schwieriger zu therapieren, aber nicht aussichtslos.
Die Erkrankung ist nicht ansteckend, nicht gefährlich – aber emotional oft sehr belastend. Umso wichtiger ist es, offen darüber zu sprechen und sich ggf. Unterstützung zu holen (z. B. Selbsthilfegruppen, psychologische Begleitung).
Fazit: Alopecia Areata braucht Verständnis – und einen individuellen Weg
Alopecia Areata ist mehr als nur ein „optisches Problem“. Es handelt sich um eine komplexe, immunvermittelte Erkrankung, die jeden treffen kann – manchmal ganz plötzlich. Die richtige Mischung aus medizinischer Betreuung, persönlicher Akzeptanz und gezielter Unterstützung kann den Umgang mit der Krankheit deutlich erleichtern.
Auch wenn es (noch) keine Heilung gibt – Hoffnung, neue Therapieansätze und Regeneration sind möglich.
FAQ zu Alopecia Areata
Ist Alopecia Areata heilbar?
Aktuell nicht heilbar im klassischen Sinne – aber gut behandelbar. Spontanheilungen sind möglich.
Kann Stress wirklich Auslöser sein?
Ja, emotionaler oder körperlicher Stress kann einen Schub auslösen oder verstärken.
Wachsen die Haare immer wieder nach?
In vielen Fällen ja. Manchmal dauerhaft, manchmal mit Rückfällen. Je früher behandelt wird, desto besser die Chancen.